30. Juli 2010

Rennrad! Basta!

Rennrad fahren ist für mich das Schönste. Warum? Nun, das kann man nicht so einfach sagen. Vielleicht versuche ich das mal so auszudrücken, wie ich es Andrea erklärt habe, die Anfang des Sommers ein kleines Cervélo-Shooting mit mir veranstaltet hat.

Sommer, Hafen & Rennrad - was will man mehr?

Ein Rennrad ist einfach schön

Ich meine, schaut Euch doch einfach nur mal diese Maschine an: Ein schlanker Rahmen, eine einfache, aber kontrastreiche Lackierung. Eine Konstruktion, deren starres Diamant-Konzept seit seiner Erfindung kaum verändert worden ist.

Perfektion in Carbon: Ein schön anzuschauen, diese flache Gabel, die schmalen Felgen, der aggressive Lenker, nach vorn in den Wind gelehnt: Ich will Speed!, scheint es zu sagen.

Ein Rennrad ist pure Geschwindigkeit

Oh ja, das ist es! 7 Kilogramm wiegt mein R3 und selbst die spürt man nicht. 7 Kilogramm, das sind 7 Milchtüten. Tetrak-Paks, die ich mir einer Hand tragen kann. Meinen Rahmen nehme ich auf den kleinen Finger.

Kein Wunder, dass dieses Teil jedes noch so kleine Zucken meiner Schenkel sofort in Vortrieb umwandelt. Kein langes Anfahren - ein mal in die Pedale gestemmt und wir schießen ab wie eine Rakete.

Vortrieb, den ich jederzeit noch toppen kann. Untenlenkerhaltung, reingetreten und der Sprint ist eröffnet. 40, 45, 50 km/h - nur meine Lunge definiert die Grenze. Das Rad könnte mehr. Jederzeit.

Rennrad fahren ist Legende

Tour de France, Giro d´Italia, Vuelta, die großen Frühjahrsklassiker - Jahr für Jahr die selben großen Heldengeschichten. Scheiß auf Doping, scheiß auf die Betrüger und die Machenschaften - an der Schönheit dieses Sportes, an der Spannung und der Leidenschaft können auch EPO und CERA nichts ändern oder gar kaputt machen.

Diese Taktik, diese Spannung am Berg, die Leidenschaft im Wind, der Schmerz in den Beinen und die atemberaubende Schönheit einer rasanten Abfahrt - nur das Rennrad kann dies in Vollendung präsentieren. Reduziert auf das Wesentliche, beschränkt auf das Spektakuläre. Kein Komfort, kein Vergeben, kein Ja und Amen. Einfach drauf und fahren. Mehr Wahl hast du nicht.

Sich selbst zu fühlen wie Contador, wie Cipollini, wie Merckx oder all die anderen Legenden - du wirst niemals wie Michael Jackson auf einer Bühne stehen können, du wirst niemals wie Marlon Brando in einem Film spielen können, du wirst niemals wie Michael Schumacher durch Monaco fliegen können - aber du kannst dir jederzeit einen Berg nehmen und erfahren, wie es ist, als Marco Pantani die Vertikale zu besiegen.

Rennräder dulden keine Ausreden

Auch wenn du die aerodynamisch optimierteste Zeitfahrmaschine unter deinem Hintern hast - sie wird dich nicht vor Wind und Wetter bewahren. Keine Ausreden - du bist der Fahrer, du sitzt oben auf.

Du kannst dich wegducken. Du kannst in die Hocke gehen, wenn das Pavé kommt, du kannst dir Gels und Energydrinks reinziehen wir du willst: Am Ende musst du treten. Musst du kurbeln. Dann zählt nur, was in deinen Knochen steckt, was du dir antrainiert hast.

Keine Federung. Kein Windschild. Es ist die pure Wahrheit. Die Straße. Der Wind. Die Steigung.

Rennrad ist Teamwork

Was für ein Feeling: Du fährst im Windschatten einer 5-Mann-Staffel. Runder Tritt. Reifen, die durch den Wind schneiden. Optimierte Haltung - 40er Schnitt, ganz rund, ganz ohne Anstrengung.

Alle paar Minuten geht einer nach hinten. Zeigt an, schert aus und lässt sich zurück an den Schwanz der Staffel fallen. Atemlos, reiht sich ein, wird gezogen. Noch 2 vor dir. Noch einer. Und dann, wie, als haue dir Gott O2 um die Ohren, spürst du den Druck auf den Lungen - du musst die Führungsarbeit im Wind machen. Legst dich rein, trittst, hälst die Geschwinigkeit oben. Hinter dir schnaufen sie dich atemlos ins Genick, treiben dich voran: Zieh, Alter, zieh! Und du quälst dich, Kilometer um Kilometer, machst den Schild. Machst den Motor. Und dann, noch bis zu dem Baum da, noch bis zu dieser Kirche, dann: Anzeigen, ausscheren und ... Genuss - Windschatten! Deine Teammitglieder übernehmen den Wind. Und du lässt Dich ziehen. Von deinen Kollegen. So, wie es nur beim Rennradfahren sein kann.

Rennrad ist sexy

Na bitte, da haben wir es: Rasierte Beine, gepflegte Montur, ein schicker Helm und dann glänzende Muskeln, verspiegelte Sonnenbrillen - Männer, die Leistung erbringen. Und die Damen, oh la la, von denen ganz zu schweigen, wie sie ihre Hintern straff in die Höhe halten.

Was kann es da geben, das noch sexier ist? Nichts, richtig! Und wie mir meine Süße bestätigt: So ein harter Rennradarsch ist und bleibt halt der pure Sex. Basta.

Tolle Fotos und ein Riesendanke

Meine liebe Andrea, das war ein spaßiges Shooting. Wieder mal. hab Dank, dass Du mich und meine Leidenschaft in so schönen Bildern verewigt hast! So ziert nun Dein Bild meinen Blog-Titel und erfreut mich - und meine Leser - jeden Tag aufs Neue.

Und Euch Rennradlern und angehenden Cervelovern sei Mut gemacht: Geht raus, erobert Euch den Asphalt, zeigt den stinkenden Dosenfahrern ebenjenen Finger und tretet rein. The City is yours! Ride fast - Ride safe!

Und ein schickes Wochenende Euch allen.


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1 Kommentar:

  1. Tja, so ne Kiste macht schon Spaß...
    Ich habe aber auch das Mountain Bike wiederentdeckt (Auch hier ist leichgewichtiges "Jagen" - oft im Rennradtempo möglich - Hast recht, kommt da halt auf den Motor an - bei vilen kommt man mit..).
    Auch hier gilt natürlich: Im Team macht es mehr Spaß.
    Gilt für meine weitere "Liebe", die "Liege" ja auch...
    Ich kann mich aber irgendwie nicht nur für eine Fraktion entscheiden, mir irgendwie zu millitant...
    Habe da schon wieder was neues im Auge, mal sehen, wie ich dies zu Hause anbringen kann...
    Leben is doch manchmal schön - oder?
    Liebe Grüße aus Berlin,
    A.

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