14. März 2012

Tour de Jütland - 700 Kilometer an der Windkante

So. Nachdem Blogger den kompletten Text des ersten Tages der 8 Etappen meiner Dänemark-Rennrad-Tour gelöscht hat, ist meine Motivation, all diese wunderbar wohlgeformten Sätze wieder mühsam zu rekonstruieren, dann nach mehrmaligen Anläufen gen 0 gesunken.

Und so möchte ich Euch für den Tour-Bericht die "besten" der 100 Fotos zeigen - und noch einen Satz dazu. Fertsch.
Viel Spaß trotzdem beim Rohrschach-Dänemarkbericht.


Dänemark - ich komme. Haltet Eure Pölser fest, der Cervelover hat nur 4 Etappen, um zu seiner Süßen zu kommen! Ah, Wind, Danke Petrus - leider von der falschen Seite. Von hinten musser kommen, von hinten!

Was soll man über Dänemark sagen? Südjütland ab Flensburg? Flache Hügel, schnurgerade Straßen, die Eintönigkeit einer anspruchslosen Strecke - 30 Grad für den, der keinen Schatten hat. Mehr, als das Schattenspiel auf dem Asphalt habe ich von den ersten Stunden auch nicht in Erinnerung.

Dänische Hotels - eine Mischung aus Landadel-Pomp und Siebziger-Charme. Dazu skandinavische Einrichtungen und Lichtschalter wie aus "Raumpatroullie Orion". Wenigstens sind die Dänen Rindfleisch-Gurus, gut fürs Belobigungs-Steak am Abend.

Die "Olsenbande" darf natürlich nicht fehlen. Macht auch auf Dänisch Spaß. Nebenan feiern sie lauthals Hochzeit, weiß nicht, was nerviger ist.

Eintöniger gehts nicht? Gestern war nur ein Vorgeschmack. Ab Christiansfeld wirds landwirtschaftlich. Eben wie ein Spiegel, keimendes Grün und makelloses Himmelsblau. Sonnenstich und Rennrad-Wahn inklusive.

Ach, der Wind.

Nervt immer noch. Noch immer nicht von vorn.

Gute Miene zu bösem Spiel. Ach, ich scherze nur. Bin ja zum Spaß hier. 30er Schnitte sind eh nicht drin. Dafür sorgt Meister Gegenwind und - Nein, Dänemark ist nicht flach! - der ein oder andere Hügel im Weg.

Aarhus Hotel. Direkt am Yachthafen. Manchmal sagen Bilder mehr als tausend Worte.

Aarhus Innenstadt. Beim Latte Macchiato durch die Gassen schlendern. Studentinnen haben wieder kurze Röcke - okay, jetzt ist´s Urlaub!

Erwähnte ich die Steaks? Besoners groß und saftig im Boefhuset am Hafen (und schweineteuer!). Hat ein bisschen länger gedauert, dafür ist ein "Big Beer" auch 0,75 Liter groß.

Abends ausruhen. Vorher Rad putzen. Cervélo muss ja nach was aussehen. Im TV läuft die Tour d´Romandie - und ich mache es mir bequem. So stelle ich mir einen Etappenausklang vor.

"Four of them?" hatte die Shelltankenfrau zweimal gefragt. Ja, mach mir vier von den Dingern. Ein Snack zwischendurch. Muss auch sein. Es wird zunehmend bergiger. Und der Wind ... kommt noch immer von vorn.


Das könnte schon fast das Harzer Vorland sein, bilde ich mir ein, dabei kämpfe ich mich nur gerade wieder eine der vielen Rampen hinauf. Heute gehts nach Westen an die andere Küste. Aber denkste? Der Wind hat natürlich gedreht.

Und ist natürlich auch immer noch Gegenwind. C´est la vie.

Gute Beine muss der Mensch haben. Ich habe sie. Rasiert sind sie sogar auch.

Nächste Station. Geheimtipp: Hjarbaek an einem See. Traumhaft. Das B&B von Hannah & Arne. Sehr nett, sehr freundlich. Es gibt nur ein Restaurant am Platze - aber das ist das beste in der Umgebung. Reservieren ist angesagt. Herrlich hier.

Beim Sonnen am See hole ich mir einen Brand. Komisch, dabei sieht es so kühl aus.

Nächster Tag, Etappe 4. Gegenwind bis zur Weißglut. Da hilfts auch nicht, wenn mich die dänische Tourismusbehörde mit einem Abstecher nach Frankreich belohnt.

Und auch nicht, dass Bella Italia gleich ein Ort weiter ist.

Ein letzter Berg - 2 Gels eingeworfen. Da hinten, da, gaaanz hinten, da wartet er: Ein Kuss meiner Süßen, der glühende Ofen einer Sauna und ein blubbernder Pool für meine geschundenen Glieder.

Na, wenn das mal nicht romantisch ist - In den Dünen ist gut munkeln.

Schick ists hier in Vrist - mit 15 Mann in einem Riesenhaus und allem Pipapo. Auch sonst spricht man hier Deutsch. An den Autos steht nur Pinneberg, Hamburg, Ratzeburg und Kiel.


Erbe - Beton, der langsam versinkt. Nazibunker als Wellenbrecher. 1944 haben die Teile noch hinter den Dünen gestanden. Das Meer holt sich halt alles wieder.

2 Tage Ausspannen vergehen wie im Fluge. Dann wieder los - Südkurs, gen Heimat. Rückenwind? Pustekuchen! Stetiger Gegenwind und das auf völlig offenem Gelände. Ich rege mich schon gar nicht mehr auf ...

Gottes Fingerzeig: Ein Schattenwurf vom Kondensstreifen. Da hinten, da irgendwo, da muss ich tatsächlich hin. Nörre Nebel heißt der Ort.

Angekommen ist Selbstverpflegung angesagt. Da das TV nur 2 dänische Sender hat, genieße ich die Hochzeit von Prince William und Kate Middleton zu Baked Beans und Mini-Pölser. Und kann dank schnell einsetzender Verdauung das makabre Geschehen zünftig kommentieren.

Der nächste Tag bringt mich nach Römö. Wollte da schon immer mal hin. Kampf gegen Windböen und fiese Anstiege. Esbjerg hinter mir. Bei kleinstem Gang und größtem Wind einen Katzenbuckel machen und sich über 13 km/h freuen. Deprimierend.

Der Damm hinüber nach Römö mit Rückenwind verschafft dann schon Durchschnittsgeschwindigkeiten, die ich für angemessen halte. Aber ich weiß: Morgen muss ich alles zurückzahlen!

Faszinierend, dieser Damm. 10 Kilometer nur geradeaus. Links Meer. Rechts Meer. Vorne eine zarte grüne Morgana. Fragiles Inselchen.

Das dann überraschend dicht bewaldet ist. Erinnert mich an den NVA-Flugplatz meines Vaters. Geheimnisvoll. Wohl nicht umsonst das Klassenfahrtmekka so vieler deutscher Lehrer?

Und das passiert, wenn man 21 Uhr nach einem Steak einen Kaffee zum Banana-Split bestellt.
Humor haben die Dänen ...

Heimat. Endlich. Auf dem Deich. Etappe 8 ich kämpfe mich seit Stunden an der Küste neben Sylt entlang. Irgendwann steht das letzte dänische Schild da. Dann ein deutsches Ortseingangs-Signal. Klanxbüll. Deutschland. Das Leiden an der Windkante hat ein Ende.

Ich freue mich. Komisch.
Die Schafe blöken aber deswegen auch nicht glech anders.

Dafür hupen hier wieder die Autofahrer. Home, sweet Home.

Frühlingstour zum Einrollen - 780 km in 8 Etappen. Die Tracks zum Nachfahren gibts gern auf Anfrage.


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